Offener Brief

Leipzigs Wohnungsgenossenschaften warnen: Steigende Kosten gefährden bezahlbaren Wohnraum

Leipzig, im Januar 2025

Sehr geehrte Damen und Herren Fraktionsvorsitzende,

die fünf großen Leipziger Wohnungsgenossenschaften BGL Baugenossenschaft Leipzig, Wohnungsgenossenschaft Lipsia, Wohnungsgenossenschaft UNITAS, VLW Vereinigte Leipziger Wohnungsgenossenschaft und WOGETRA Wohnungsgenossenschaft Transport haben sich in der Plattform „Wohnen-bei-uns“ zusammengeschlossen.

Wir wenden uns an Sie, weil Sie gemeinsam mit den neu- und wiedergewählten Mandatsträgern in den kommenden fünf Jahren für Leipzigs Entwicklung und sozialen Frieden Verantwortung tragen. Auch wir stehen in einer Verantwortung: die für bezahlbares Wohnen. Immerhin gehören ca. 14 Prozent der knapp 350.000 Wohnungen in Leipzig zu den Genossenschaften als soziale Vermieter.

Doch der genossenschaftliche Grundwert, die finanziellen Möglichkeiten unserer Mitglieder im Blick zu halten, gerät zunehmend in Gefahr. Das Pulverfass Energiekosten, explodierende Baukosten, Inflation und Zinsentwicklungen für Darlehen schnüren uns – wie der Wohnungswirtschaft insgesamt - die Luft ab. Wenige Schlaglichter verdeutlichen das.

Bei den Leipziger Wohnungsgenossenschaften sind die Nettokaltmieten von 2020 bis 2023 bei einer Inflationsrate von durchschnittlich 6 Prozent pro Jahr im Schnitt „nur“ um 2,6 Prozent gestiegen. Zusätzlich und entscheidend sind aber der Instandhaltungs- und der Baupreisindex zu betrachten. Beide stiegen im gleichen Zeitraum um jährlich (!) 20 Prozent. Gezügelte Mieteinnahmen bei mehr Bau- und Instandhaltungskosten bedeuten weniger Spielraum für Sanierung und Qualitätsabstriche. Kostete die Herrichtung einer Wohnung bei Neubezug vor fünf Jahren noch bis zu 10.000 EUR, ist es heute das Doppelte. Unsere Neuvertragsmieten (Bestand), die am Markt erzielbar und mit dem Genossenschaftsgedanken vereinbar sind, entwickelten sich im gleichen Zeitraum von 6,25 EUR/qm auf 6,94 EUR/qm – eine Steigerung um 11 Prozent. Alles Tatsachen, die uns zwingen, Standards zu senken, vom erforderlichen Klimaschutz an Gebäuden ganz zu schweigen.

Die allgemeine Preisentwicklung im Bau, bei der Sanierung und Vermietung ist sie Besorgnis erregend, liegt zumeist aber in anderer als der kommunalen Zuständigkeit. Gerade deshalb ermuntern wir eine Verwaltung und einen Stadtrat, die bezahlbares Wohnen einfordern, eigene Hebel und Gestaltungsmacht genau dafür einzusetzen. In der Anlage Handlungsfelder Wohnungsgenossenschaften finden Sie unseren Erfahrungs- und Problemaufriss, wie wir vor Ort besser für bezahlbares Wohnen arbeiten können. Wir brauchen wieder ein produktives Arbeitsumfeld: kürzere, straff organisierte Genehmigungsverfahren mit wirtschaftlich vernünftigen und zweckmäßigen Maßnahmen und Entscheidungen, auch die Prüfung kommunaler Abgaben und Gebühren.

In der Anlage Präsentation zur Pressekonferenz vom 15.05.2024 ist die ernste wirtschaftliche Situation der Leipziger Wohnungsgenossenschaften analysiert. Sie bildet den Hintergrund für unseren Offenen Brief.

Zudem bieten wir Wohnungsgenossenschaften der Stadtpolitik unsere Partnerschaft, Sachdiskussion und Expertise an. Dafür stehen wir Ihnen gerne zur Verfügung. Sprechen Sie uns an!
 
Wir freuen uns auf Ihr Feedback und unsere Zusammenarbeit – für unser Leipzig!
 
Mit freundlichen Grüßen

Nelly Keding

Sprecherin der Plattform von Leipziger Wohnungsgenossenschaften

Wolf-Rüdiger Kliebes

Sprecher der Plattform von Leipziger Wohnungsgenossenschaften

Handlungsfelder Wohnungs­genossen­schaften als PDF herunterladen
Präsentation zur Pressekonferenz vom 15.05.2024 als PDF herunterladen